Mundart

Insa Sprach, insa Hoamat

Auch heute löst der Begriff Mundart die Vorstellung aus, Mundartsprecher seien nicht fähig, sich in der Standardsprache auszudrücken und dementsprechend als „geistig nicht vollwertig“ anzusehen. Gerade uns Tirolern begegnet dieses Vorurteil nach wie vor.

Seit einiger Zeit setzt aber eine Gegenbewegung ein, die den Dialekt neu entdeckt und das Bewusstsein für den Dialekt fördert. Der Dialekt hat immer schon die Sprache bereichert und verfügt in vielen Bereichen, z. B. im Vokabular der Landwirtschaft, über einen Ausdrucksreichtum, mit dem die Hochsprache nicht aufwarten kann. Es ist klar, dass mit dem Untergang von Arbeitsbereichen und gesellschaftlichen Wandlungsprozessen auch sprachliche Veränderungen verbunden sind. Trotzdem geht der Dialekt nicht unter: in der heutigen Jugendsprache zum Beispiel wird in den SMS-Mitteilungen oft eine „Neuauflage“ des Dialekts als Kommunikationsmittel bevorzugt.

Diese Verbindung von Tradition und Zukunft, zwischen mündlicher Überlieferung und moderner Informationstechnologie spiegelt sich auch in unserem Projekt wider, bei dem die SchülerInnen des Jahrgangs 4BK der Handelsakademie Kitzbühel in Zusammenarbeit mit den BewohnerInnen des Altenwohnheims die Grundlage für ein Wörterbuch des Dialekts von Kitzbühel und Umgebung „internettauglich“ aufbereitet haben. Dialekt als lokal begrenzte Sprachform ist unweigerlich mit dem Begriff „Heimat“ verbunden. Im Zeitalter von hektischer Globalisierung, virtuellen Lebenswelten und – im wahrsten Sinn des Wortes – unbeGREIFlichen Bedrohungen sehnen sich die Leute nach überschaubaren und verständlichen Strukturen, schützender Geborgenheit und authentischer Verwurzelung.

Heimat ist ein unübersetzbares Wort und mehr als ein Ort oder ein Land. Heimat ist für jeden anders – für uns bedeutet es unter anderem Gebirgslandschaft, Wald, dörfliche Idylle; gleichzeitig beschwört das Wort Gerüche, Geschmacksnoten, akustische Eindrücke – der Duft von Kletzenbrot, der Geschmack von Tiroler Knödeln, der Klang der Kirchenglocken des Heimatortes sind unauslöschlich in der Erinnerung gespeichert, die heimische Volksmusik bleibt „Hintergrundmusik“, auch wenn man bereits seit langem die Heimat verlassen hat. Und genauso sind der Klang, die lautliche Nuancierung und die bildliche Kraft des heimatlichen Dialekts gespeichert und begleiten uns bei der „standardsprachlichen Entdeckung“ der Welt. In diesem Sinn ist „insa Sprach insa Hoamat“.

Wir wünschen allen Besuchern/Besucherinnen dieser Website viel Spaß beim Rundgang durch unsere Heimat.

Für Anregungen und Ergänzungen sind wir dankbar. Wenden Sie sich dazu bitte an:
k.fritzenwanger@tsn.at